4. Folge: Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

 

Der Artikel aus dem Rad-Anzeiger 2-2019

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

An die Politikerinnen und Politiker der Stadt Leverkusen, an die Stadtverwaltung, an Herrn Oberbürgermeister Richrath und an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt Leverkusen.

Wir brauchen in Leverkusen dringend die Verkehrswende. Wir ersticken teilweise im Verkehr. Regelmäßige Staus, die übermäßige Luftverschmutzung, der überlaute Lärm und kaum Platz für die Menschen vor lauter Parkplätzen. Die Politiker anderer Städte fordern schon lange eine andere Verkehrspolitik. Wie sieht es mit Leverkusen aus? Es wäre toll, wenn sich alle Ratsfraktionen und Ratsgruppen im Leverkusener Stadtrat auf ein Positionspapier für die Verkehrswende einigen könnten. Dafür müssen aber die ideologischen Grenzen in den Köpfen fallen, für das Ziel, den Bürgerinnen und Bürgern ein lebenswertes Leverkusen zu gönnen. Eine echte Verkehrswende müsste allerdings zulasten der Autofahrer gehen. Diesen Schritt scheuen heute leider noch viele Politiker.

Mobilitätskonzept

Wenn die ideologischen Schranken beiseite geräumt sind, könnte der Stadtrat pragmatisch vorgehen. Mit dem Mobilitätskonzept, welches gegen Ende des Jahres durch den Stadtrat geht, kann ein Neustart in die mobile Zukunft erfolgen. Wenn, ja wenn die Politik das Mobilitätskonzept nicht derart zerpflückt, dass es nachher nicht einmal das Papier wert ist. Wir brauchen in Leverkusen das Mobilitätskonzept, damit ein Neuanfang in der Verkehrspolitik eingeläutet werden kann.

Neue Verkehrsplanung für Leverkusen

Die Verkehrsplanung für Leverkusen muss neu aufgestellt werden. Deshalb werden unbequeme Fragen auftauchen, Wie bekommen wir die Verkehrswende hin? Wie soll der Leverkusener Verkehr in 5 Jahren, in 10 Jahren, in 20 Jahren oder in 40 Jahren aussehen? Wie bekomme ich die Kurzstrecken (bis 2 km und bis 5 km) von der Straße? Wie muss die Radweginfrastruktur in Zukunft aussehen? Wie planen wir das Radschnellwegnetz für Leverkusen mit Anbindungen an die Nachbarkommunen? Was bekommen wir mit kleinen (Geld)Mitteln kurzfristig für den Radverkehr geändert? Wie mache ich den ÖPNV attraktiver (die Einführung der Schnellbusse war schon lange überfällig)? Wie kann ich beide Leverkusener Car-Sharing-Systeme gleichberechtigt in das Verkehrskonzept einbinden? Wie bekomme ich die unterschiedlichen Verkehre künftig vernünftig gesteuert? Die Auflistung der Fragen ist unvollständig und nur ein Auszug dessen, was uns alle beschäftigen sollte.

Investitionen sind nötig

Für die dringend benötigte Verkehrswende brauchen wir Geld. Für diese Verkehrswende fehlt Leverkusen das Geld, denn: nicht alle Förderprogramme, die Bund und Land den Kommunen anbieten, können von Leverkusen beantragt werden, da viele dieser Förderprogramme einen Eigenanteil zwischen 20% und 50% fordern. Da kann die Stadt nicht mithalten und muss die Fördermittel liegen lassen. Wirklich schade! Leider fließen beim Bund und beim Land heute noch ca. 80% der Mittel für die Verkehrsinfrastruktur in den Autoverkehr. Das muss ein Ende haben.

Deshalb müssen die Landtagsabgeordneten und die Bundestagsabgeordneten sich noch mehr als heute für Leverkusen einsetzen, damit wir Geldmittel für den Verkehrsumbau in Leverkusen erhalten.

Verkehrsplanung für den künftigen Radverkehr in Leverkusen

Wichtig ist vor allen Dingen eine vernünftige, für die Zukunft ausgerichtete, Radweginfrastrukturplanung. Viele Straßen sind in den 60er und 70er Jahren geplant und gebaut worden, um große Mengen (und künftige noch größere Mengen) Autoverkehr abwickeln zu können. Heute sind allerdings viel mehr Fahrräder unterwegs als damals und künftig werden es noch mehr sein! Deshalb muss dem  Radverkehr mehr Raum zugestanden werden. Und nur, wenn die Radweginfrastruktur ausgebaut wird, werden immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen.

Dem Autoverkehr den Straßenraum teilweise entziehen

Das hört sich revolutionär an, ist es aber nicht! Der bevorstehende Verkehrsinfarkt spricht hier ganz allein für die oben genannte Forderung, für eine echte Verkehrswende dem Auto teilweise den Straßenraum zu entziehen: zugunsten des ÖPNV, des Car-Sharings und vor allem des Radverkehrs. Hierbei muss der Verkehrsraum neu aufgeteilt werden, zum Beispiel auch, um den Autofahrern gerade auch für Kurzstrecken das Umsteigen auf das Fahrrad zu erleichtern:

Noch immer pendeln fast 70% aller Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit. Nur 14% nehmen den ÖPNV und 8% gehen zu Fuß. Bisher 9% fahren mit dem Fahrrad. Durch die Verbesserung der Radweginfrastruktur könnten viele Autofahrer auf das Fahrrad umsteigen, denn 50% der Autofahrten bewegen sich im Umkreis von 5 km und 75% aller Autofahrten bewegen sich im Umkreis von 10 km.

Was kann mit kleinem Geld sofort geändert werden?

Mit wenig Geld lassen sich die „Bettelampeln“ abschalten: die Radfahrer und Fußgänger haben - ohne große Nachteile für den Autoverkehr -  im normalen Verkehrsfluss grün und können die Straße überqueren. Lesen Sie hierzu doch noch einmal den Artikel aus dem Rad-Anzeiger 1-2019 „Ampeln in Leverkusen werden umgestellt“. Ob Sie den Konrad-Adenauer Platz überqueren wollen, die Herbert-Wehner Straße in Schlebusch, die Mülheimer Straße, die Quettinger Straße oder Düsseldorfer Straße: überall müssen die Radfahrer und Fußgänger die Grünphase durch Drücken oder Berühren anfordern. Diese „Bettelampeln“ können sofort abgestellt werden.

Bedarfsampeln ändern

Auch die Bedarfsampeln, wie zum Beispiel auf der Rathenaustraße, am Schloss Morsbroich oder an der Oulustraße könnten so eingestellt werden, dass „man“ nicht länger als 10 Sekunden auf die Grünphase warten muss.

Die Grünphase der Fußgänger- und Radfahrerampeln könnte überall so eingestellt werden, dass die Benutzer die Straße bei Grün in ihrer ganzen Breite überqueren können und nicht auf der Straßenmitte mit Schrecken feststellen müssen, dass die zweite Straßenhälfte mit „Rot“ die Weiterfahrt stoppt.

Warum erfolgen Änderungen nur sehr schleppend?

Die bürokratischen Hürden liegen hoch. Die Genehmigungsfristen bei dem Bau von Fahrradstraßen, RadPendlerRouten oder Radschnellwegen sind außerordentlich aufwändig. Die Planungen und die Genehmigungen ziehen sich endlos hin. Die Politik ist dringend gefordert, die Genehmigungsverfahren zu reformieren, damit die Chancen des Wandels endlich genutzt werden.

Politik muss Mut haben

Und was Sie bei der Aufarbeitung gerade dieser Thematik brauchen, liebe Politikerinnen und liebe Politiker, das ist besonders der Mut zu einem kritischen Dialog, auch mit der ansässigen Wirtschaft. Der ADFC Leverkusen bietet seine Hilfe zur Mitwirkung an.

Kurt Krefft

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https://leverkusen.adfc.de/artikel/4-folge-wir-brauchen-dringend-die-verkehrswende

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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