Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Leverkusen e. V.

7. Folge: Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

 

Der Artikel aus dem Rad-Anzeiger 1-2021

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Die ausdauernden Leserinnen und Leser des Rad-Anzeigers sind mit der Überschrift „Wir brauchen dringend die Verkehrswende“ schon vertraut. Es ist ein immer währendes Thema, das erst dann erledigt ist, wenn die Radweginfrastruktur umfassend, sicher und komfortabel genug ist, dem Fußverkehr ausreichend Platz eingeräumt wird, der ÖPNV fahrgastgerecht organisiert und eingerichtet sowie die Taktung des ÖPNV an den Fahrgastwünschen ausgerichtet wird. Das sind keine Wünsche, nein, das sind Forderungen aus dem Mobilitätskonzept 2030+, die den Nerv der Zeit treffen. Und die Zeit dafür ist gekommen, wo wir alle unseren Beitrag leisten müssen, um die dringend benötigte Verkehrswende einzuläuten.

Die Verkehrsinfrastruktur, nicht nur in Leverkusen, gehört den Bürgerinnen und Bürgern. Sie wird von der Stadtverwaltung gebaut, unterhalten (Instandhaltung), saniert und weiterentwickelt. Der seit Jahrzehnten in Leverkusen geförderten, autogerechten Verkehrsinfrastruktur muss Einhalt geboten werden. Es dürfen die zu Fuß gehenden, die Rad fahrenden und die Bus fahrenden Bürgerinnen und Bürger nicht länger mit Versprechungen aus Politik und Verwaltung hingehalten werden, wenn es um eine gerechtere Verteilung des Verkehrsraumes geht.

Um den Bedarf der Inanspruchnahme des Verkehrsraumes zu ermitteln, kann nicht der Kfz-Verkehr das Maß aller Dinge sein. Der gesamte Verkehrsraum muss auf den Prüfstand. Dabei ist als erstes der Bedarf des Fußverkehrs, dann der des Radverkehrs, dann der des ÖPNV und dann erst der des Kfz-Verkehrs zu ermitteln. Damit werden natürlich emotionale Diskussionen ausgelöst, weil jeder seine individuellen Wünsche berücksichtigt haben möchte. Hier geht es aber um das Gemeinwohl, um ein lebenswertes Wohnumfeld, um eine hohe und gesunde Aufenthaltsqualität.

Weitere Fahrradstraßen und erstmals Fahrradzonen in Leverkusen

Der Anfang wird gemacht! In der Ratssitzung am 22. März (nach Redaktionsschluss) entscheidet der Stadtrat über weitere Fahrradstraßen (Am Stadtpark, Grüner Weg, Hammerweg, Kurtekottenweg und Schlebuschrath bestehen schon) und erstmals über zwei Fahrradzonen in Leverkusen.

Mitte März beginnen endlich auch die Bauarbeiten für das erste Fahrradparkhaus in Leverkusen. Der Platz dafür, innerhalb der Fahrradrampe zur Bahnhofsbrücke, ist das einzig übrig gebliebene Fleckchen in der Fläche um den Bahnhof Opladen. Künftig muss bei jeder Bauplanung das Fahrrad an erster Stelle stehen. Nach wie vor ist der ADFC Leverkusen der Meinung, dass dieses Fahrradparkhaus viel zu klein wird, und dass muss bei den nächsten Fahrradparkhäusern anders werden.

Entwurf zum „Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz“

Am Mittwoch, dem 3. März, meldete die Presse, dass am Tag zuvor das Landeskabinett den Entwurf für ein „Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz“ vorgelegt hat. „Damit schaffen wir die Grundlage für den weiteren systematischen Ausbau eines landesweiten Radwegenetzes in NRW“, sagte Landesverkehrsminister Hendrik Wüst. Und weiter: „Das Fahrrad wird zu einem gleichrangigen Verkehrsmittel neben allen anderen, und es ist eine alltagstaugliche Alternative zum Auto.“ Künftig soll ein Viertel aller Verkehrswege im Land auf das Rad entfallen, das heißt konkret, bei künftigen und schon bestehenden Planungen müssen die Radwegbreiten mindestens nach ERA eingehalten werden. Außerdem wird das Land Radstationen fördern und bisher freiwillige Aufgaben sollen laut zukünftigem Gesetz zu Pflichtaufgaben gemacht werden. Nach Wüst wird es auf absehbare Zeit nicht an Geld mangeln. Der ADFC wird den Landesverkehrsminister an seinen Worten messen, den Entwurf des „Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes“ prüfen, kommentieren und mit Änderungsvorschlägen an die Landesregierung zurückgegeben. Das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz soll noch 2021 beschlossen werden.

Sicherer Radverkehr vor Schulen

Der ADFC fordert, dass vor allen Schulen Fahrradstraßen eingerichtet werden, auch wenn schon eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h eingerichtet ist. Das ist, zum Beispiel, nicht so an dem Berufskolleg in der Stauffenbergstraße in Opladen. Dort sind weiterhin 50 km/h erlaubt. Das muss geändert werden.

Ein weiteres Ärgernis sind die „Eltern-Taxen“. Obwohl an einigen Schulen eine Bring- und Abholungszone eingerichtet wurde, sind die „Eltern-Taxen“ an den weiterbildenden Schulen ein riesiges Problem. Bei Schulbeginn und Schulschluss kommt es zu haarsträubenden Situationen, weil die mit dem Rad fahrenden Kinder häufig von den Eltern-Taxen an den Straßenrand gedrängt werden, wie letztens am Freiherr vom Stein-Gymnasium zu beobachten war. Da kann nur eine innovative Idee helfen: Die Straße zeitweise sperren, um die Kinder vor den Eltern zu schützen. Einfach mal versuchen!

Andere Städte, mutigere Verantwortliche

Dass andere Städte innovativer reagieren und dem Radverkehr mit Maßnahmen einer Umgestaltung des Straßenraumes mehr Platz gönnen, muss wohl unseren Stadtvätern und Stadtmüttern erst einmal gesagt werden. In den Fachzeitschriften wird regelmäßig über Verbesserungen im Radverkehr geschrieben. Man muss zwar nicht alles lesen, aber ein Blick in die südlich gelegene Kommune darf doch gemacht werden. Dort wurde in den letzten drei Jahren mehr für den Radverkehr getan, als die Planungen für die nächsten 10 Jahre in Leverkusen ausweisen. Hoffentlich hilft uns Radlern da das künftige Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz, das die Kommunen zwingt, mehr für den Radverkehr zu tun, denn das ist dringend notwendig, um endlich die Verkehrswende einzuläuten.

Veränderungen brauchen Mut. Mut heißt, für den Radverkehr neue Wege zu gehen. Mut heißt aber auch, Entscheidungen (wie an der Schule „Im Hedrichsfeld“) einfach zurückzunehmen, wenn es zu gefährlichen Situationen kommt. Mut gehört auch dazu, mehr für den Radverkehr zu werben. Damit die Radfahrenden auch von den stärkeren Verkehrsteilnehmern erkannt werden, sollte die Radwegbenutzungspflicht komplett aufgehoben werden. Nur da, wo der gemischte Verkehr für die Radfahrenden zu gefährlich wird, muss ein getrennter Radweg (der seinen Namen auch verdient!!) gebaut werden. Da fällt mir ein, dass ein Verkehrsplaner es mal auf dem Punkt gebracht hat:

„Der Deutsche berechnet mathematisch genau, wie gefährlich das Radfahren ist. Die Niederländer bauen einfach vom Autoverkehr getrennte Radwege – mit Vorfahrt.“

Dazu gehört auch Mut. Und wenn es in der Stadt Leverkusen an Verkehrsplanern und an Radverkehrsplanern mangeln sollte, könnten uns doch die Niederländer aushelfen. Falls es an der Sprache scheitern sollte, kann man sich über die ausgearbeiteten Pläne verständigen.

Sonderprogramm der Bundesregierung für den Radverkehr

Das Bundesverkehrsministerium  stellt mit dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ Rekordmittel von knapp 1,5 Milliarden Euro für den Radwegbau bis 2023 über verschiedene Fördertöpfe zur Verfügung. Mit diesen Mitteln kann auch Leverkusen rechnen, wenn das entsprechende Geld abgerufen wird. Die Voraussetzungen werden konkrete Planungen für den Ausbau einer sicheren Radweginfrastruktur sein. Bundesverkehrsminister Scheuer will mit dem Programm „die Bedingungen für Radfahrende in der Stadt und auf dem Land deutlich verbessern“, die Mittel sollen „schnell und unbürokratisch“ fließen. Rebecca Peters, stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende, sagt: „Das Bundesverkehrsministerium macht sogar quantitative Zielvorgaben und legt sich fest, wie viele Kilometer Radwege, wie viele Fahrradstraßen und wie viele Fahrradbügel bis 2023 gebaut werden sollen – ein Riesenschritt nach vorn. Jetzt ist es Sache der Kommunen, zügig Projektanträge für die Einrichtung von Qualitätsradwegenetzen und Fahrradparkhäusern zu stellen.“ Der ADFC Leverkusen möchte die Stadt ermutigen, sich an die Fördertöpfe zu begeben und den sicheren Radverkehr in Leverkusen zu forcieren.

Mehr Radwege oder breitere Radwege?

Die Frage, ob wir mehr Radwege haben müssen, stellt sich erst, wenn die vorhandenen Radwege der Normbreite entsprechen. Der größte Teil unserer Radwege in Leverkusen ist zu schmal gebaut. Bei den Planungen hat man eher auf die Breite der Autostraße geachtet und weniger auf die Breite der Radwege, obwohl die ERA (Empfehlungen für den Bau von Radverkehrsanlegen) eine klare Regelung vorgibt. Wir alle wissen, dass 60% des Verkehrsraumes das Auto beansprucht. Der Radverkehr beansprucht gerade mal 3%. Wenn also die Radfahrer doppelt so viel Verkehrsraum erhalten sollen, bedeutet das, dass der Autoverkehr nur 5% seiner Verkehrsfläche abgeben muss. Das wäre der Entwicklung der Radverkehrsinfrastruktur durchaus angemessen, denn der Radverkehr hat zugenommen und braucht deshalb mehr Platz.

Die ersten Fahrradzählstellen in Leverkusen

Der ADFC begrüßt den Einbau von den ersten drei Fahrradzählstellen auf der Balkantrasse, auf dem Dhünnradweg und in Hitdorf. Weitere sollten unbedingt folgen. Dann ist die Belastung der Radwege messbar. Ein Argument mehr für breitere Radwege.

Kurt Krefft

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