Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Leverkusen e. V.

10. Folge Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Der Artikel aus dem Rad-Anzeiger 2-2022

Wir brauchen dringend die Verkehrswende!

Die Forderung nach der dringend benötigten Verkehrswende trifft bei vielen gewählten Politiker:innen noch immer auf taube Ohren. So jedenfalls ist die Wahrnehmung beim ADFC Leverkusen.

Die Verkehrswende steckt im Stau!

Liebe Stadtpolitiker:innen, liebe Verwaltung der Stadt Leverkusen, liebe Bürger:innen,

wir ersticken im Verkehr! Damit gemeint ist ganz klar der motorisierte Individualverkehr (MIV). Die Straßen sind mit Autos und LKWs verstopft, für die Busse des ÖPNV gibt es kein Durchkommen, weil sie im Stau stecken bleiben.

Die Menschen müssen zum Radfahren eingeladen werden

Die Politik muss jetzt endlich handeln! In den letzten Jahren wurden die Menschen durch den Bau vieler Straßen und Autobahnen animiert, mit dem Auto zu fahren. Jetzt müssen die Politik und die Verwaltung der Stadt Leverkusen beginnen, die Menschen zum Radfahren, zum Bus fahren und zum zu Fuß gehen einzuladen. Die Radwegeinfrastruktur muss nicht nur saniert, sondern auch auf die vorgeschriebene Breite gebracht werden. Außerdem müssen zwischen den Leverkusener Stadtteilen neue Radwegverbindungen gebaut werden.

Es ist absolut nicht mehr einzusehen, dass unsere Steuergelder lediglich für den klima- und umweltschädlichen Straßenneubau ausgegeben werden. Alle Projekte des Landesstraßenbedarfsplans und des Bundesverkehrswegeplans müssen auf den Prüfstand.

Massiver Ausbau des ÖPNV-Netzes

Das ÖPNV-Netz in Leverkusen muss endlich den realen Anforderungen entsprechend ausgebaut werden. Dies bedeutet auch eine massive Erweiterung des bestehenden Angebotes. Taktung, Pünktlichkeit und Qualität der Nahverkehrsunternehmen müssen ebenfalls auf den Prüfstand.

Aufbau von Mobilitätsstationen

In Leverkusen fehlen  noch immer Mobilitätsstationen. Mobilitätsstationen bieten den Bürger:innen Fahrräder, Pedelecs und Lastenfahrräder zum Ausleihen, Car-Sharing-Autos, Fahrradboxen und Aufladestationen für die Akkus der Pedelecs. Die Mobilitätsstationen sollten vorzugsweise an Verkehrsknotenpunkten, wie Bahnhöfen, Busbahnhöfen und auch in den Stadtteilzentren aufgebaut werden.

Gehwege müssen den Fußgänger:innen zurückgegeben werden

Den Fußgänger:innen müssen die Gehwege zurückgegeben werden. Anfangen kann die Stadt damit, dass das halbseitige sowie das komplette Parken auf Gehwegen verboten wird. Ein negatives Beispiel hierfür gibt die Zeppelinstraße in Wiesdorf ab. Dort ist unter anderem das halbseitige Parken auf dem Gehweg gestattet, so dass weder Eltern mit einem Kinderwagen, noch Menschen mit Rollatoren auf dem Bürgersteig gehen können; sie müssen die Straße benutzen! Das ist wahrscheinlich nur in Leverkusen möglich: Fußgänger müssen auf die Fahrbahn ausweichen, damit Autos halbseitig auf dem Gehweg parken dürfen. Da stellt sich die Frage an die Verantwortlichen bei der Stadt: „Geht’s noch?“ Gehwege sind öffentlicher Raum zum Leben und zum Bewegen, nicht zum Parken!

Die Menschen, die sich klimaschonend fortbewegen, müssen auf ihre Sicherheit verzichten, damit Autofahrer:innen den größten Komfort in Anspruch nehmen dürfen?

Radfahrer und Fußgänger müssen auf sicheren Straßenraum, auf gute Luft, auf mehr Ruhe in der Stadt, auf eine gesunde und schöne Umwelt verzichten; außerdem verzichten sie darauf, dass ihre Kinder gesund heranwachsen und sicher spielen können. Auf was verzichten die Autofahrer:innen? Sie verzichten auf nichts! Sie besetzen öffentlichen Raum, stellen ihre Fahrzeuge ab, wo sie wollen und das natürlich möglichst kostenlos. Sie verschmutzen mit ihren Abgasen die Luft derjenigen, die sich klimaschonend fortbewegen.  

Zur Erinnerung: Wir sind nicht gegen das Auto, sondern für das Fahrrad

Von dem zur Verfügung stehenden Verkehrsraum nimmt der MIV ca. 60% ein, der Radverkehr nur 3%. Wenn sich die Politik und die Verwaltung entscheiden, die Radwegeinfrastruktur um 100% zu erhöhen, muss der MIV von seinem beanspruchten Verkehrsraum lediglich 5% abgeben. Das ist äußerst wenig! Wir fordern daher klar und eindeutig: Die bestehenden Verkehrsflächen müssen zugunsten von Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV neu aufgeteilt werden.

Wie geht es jetzt in Leverkusen weiter?

Politiker:innen und Verwaltung müssen sich an einen Tisch setzen und miteinander diskutieren, wie das Mobilitätskonzept 2030+ schnell und zügig umgesetzt werden kann.

Zu den einfachsten Maßnahmen gehört die Reduktion des sogenannten „ruhenden Verkehrs“.

Zum Beispiel die Aufhebung des ruhenden Verkehrs auf Straßen, deren Durchfahrtsbreite weniger als 3,05 Meter beträgt sowie parallel zu den (jährlichen) Erhöhungen des VRS-Tarifs die Erhöhung der Parkentgelte. In den letzten Jahren wurden viele Parkentgelte in Leverkusen wesentlich reduziert und teilweise sogar abgeschafft (Schlebusch – Gezelinallee). Dagegen wird der ÖPNV immer teurer!!

Parkgebühren analog zu den Erhöhungen des ÖPNV-Tarifes anpassen

Die Parkgebühren werden auf Grundlage der Parkgebühr von 2002 über die letzten 20 Jahre, parallel zu den Tariferhöhungen im VRS, erhöht. Das heißt, wenn die Parkgebühr 2002 für 2 Stunden 2,00 € kostete, müsste sie heute auf 3,73 € erhöht werden. Bei einer Parkgebühr 2002 von 2,40 € für 2 Stunden müssten heute 4,48 € genommen werden, bei einer Parkgebühr 2002 von 3,00 € für 2 Stunden, müssten es heute 5,60 € sein. Bitte nicht erschrecken. Die ÖPNV-Kunden zahlen die Preiserhöhungen schon jahrelang! Zur Beruhigung der aufgeschreckten Autofahrer:innen: Auf dem Marktplatz in Schlebusch können Sie zurzeit für 40 Cent (!!!) pro Stunde parken, auf dem Parkplatz an der Ecke Stauffenbergstr./Lützenkirchener Str. in Opladen können Sie für 1,20 € pro Tag oder für 12 Cent (!!!) in der Stunde parken. Das ist doch ein super Angebot von den Politiker:innen, nicht wahr? Ein Stadtpolitiker äußerte vor kurzem dem ADFC gegenüber doch tatsächlich, „die Parkgebühren sind in letzter Zeit erhöht worden“. Hier konnten wir mit den wahren Gebühren dagegen gehalten.

Radwege sanieren und auf das normale Maß verbreitern

Des Weiteren müssen die Radwege auf die erforderliche Breite (nach der ERA) ausgebaut werden. Die Bevölkerung wurde über Jahrzehnte durch den überbordenden Aus- und Neubau von Straßen animiert, mit dem Auto zu fahren. Jetzt muss die Bevölkerung durch den Aus- und Neubau von Radverkehrsanlagen eingeladen werden, mit dem Fahrrad zu fahren. Beispiele für dringend erforderlichen Aus- und Neubau gibt es genug: Rathenaustraße, Gustav-Heinemann-Straße, Solinger Straße, Bismarckstraße, Alkenrather Straße, Schlebuscher Straße, Kölner Straße etc.

Im Rad-Anzeiger 1-2022 des ADFC Leverkusen wurden wesentliche Ausführungen zu einer Umsetzung der Verkehrswende vorgeschlagen. Diese Darlegungen blieben von der Stadtpolitik bisher unkommentiert. Warum nur????

Nachfolgend effektive Maßnahmen, um die Verkehrswende wenigstens im Ansatz zu beginnen:

  • Mehr Fahrradabschließanlagen
  • Mehr überdachte Fahrradabschließanlagen in den Stadtteilzentren:
    Opladen, Wiesdorf, Schlebusch, Rheindorf, Lützenkirchen, Manfort, Küppersteg, Steinbüchel, Lützenkirchen, Quettingen, Alkenrath, Hitdorf
  • Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen:
    in Opladen (kurz vor der Fertigstellung) – kein Platz für eine Fahrrad-Reparatur-Werkstatt vorgesehen!!! Dafür ein öffentliches WC und ein Aufenthaltsraum für die Busfahrer:innen der Wupsi
    Für die Bahnhöfe Leverkusen-Mitte und Leverkusen-Manfort sowie neuerdings auch am Schloss Morsbroich sind Fahrradparkhäuser geplant und sollten eine Gemeinsamkeit haben: der Betreiber der Fahrradparkhäuser soll jeweils eine Fahrradwerkstatt anbieten und dafür genügend Platz bekommen (siehe Radstation Bergisch Gladbach – Betreiber IN VIA Köln e. V. stellt dort eine Fahrradwerkstatt)
  • Ampelschaltungen:
    Ampelschaltungen für den Radverkehr verbessern:
    Düsseldorfer Straße/Hardterstraße/Raoul-Wallenberg-Straße
    Gezelinallee/Herbert-Wehner-Straße/Karl-Carstens-Ring/Gustav-Heinemann-Straße
    Borsigstraße/Quettinger Straße/Feldstraße (Lösung: Mit Autoverkehr GRÜN)
    Konrad-Adenauer-Platz
    Ampelschaltungen Bismarckstraße (Am Stadtpark und am Calevornia) schalten tagsüber automatisch ohne Drücken!!!)
  • Anforderungsampeln für Fußgänger und Radfahrende mit dem Autoverkehr parallel schalten
  • Anforderungsampeln, Wartezeiten für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen kürzer schalten
  • Fahrradstraßen – Umsetzung der politischen Entscheidungen aus März 2021!!!!
  • Fahrradstraßen – weitere politische Entscheidungen nach dem Mobilitätskonzept 2030+: z.B. Haberstraße, Leipziger Straße, Karl-Krekeler-Straße, Unterstraße usw.
  • Fahrradstraßen – Nur mit dem Zusatzzeichen „Anlieger frei!“!!! – und nur in besonders begründeten Ausnahmefällen „Kfz und Krafträder frei“
  • Radverkehrsführungen verbessern:
    Alkenrather Straße – Schlebuscher Straße
    Lützenkirchener Straße
    Mülheimer Straße
    Bismarckstraße
    Kölner Straße
    Gesamte Opladener Altstadt
  • FB 31 Mobilität und Klimaschutz
    Nach Ansicht des ADFC Leverkusen benötigt der FB 31 eine dauerhafte, haltbare Struktur, um die künftigen Aufgaben bewältigen zu können.
    Mit welcher Struktur (Arbeitsstellen) wird dieser FB ausgebaut?
    Wie sieht die Organisationsstruktur des FB künftig aus?
    Der Fahrradbeauftragte hat bis heute noch keine Stellenbeschreibung. Erst aus der Stellenbeschreibung können Kompetenzen und Verantwortlichkeiten eines Fahrradbeauftragten abgeleitet werden.
    Wer wird die Nachfolge von Herrn Syring antreten? Vom ADFC Leverkusen kann NICHT akzeptiert werden, dass die Verwaltung der Stadt Leverkusen versucht, durch eine sechsmonatige Stellensperrung Personalkosten einzusparen!
    Wer geht in die nächste Schulung zum/zur Mobilitätsmanager:in?
    Zukunftsnetz Mobilität NRW!
  • Reinigung von Radwegen:
    Forderung nach Planungen für eine regelmäßige Reinigung der Radwege für die Jahre 2023/2024 oder 2024/2025
    Röntgenstraße und Hans-von-Dohnanyi-Straße 1 x wöchentlich montags - der Radweg Neulandpark erhält dagegen keine Radwegreinigung.
  • Radschnellwege:
    RSW Monheim-Leverkusen-Köln ist noch nicht für den Bedarfsplan RSW NRW angemeldet. Radschnellwegebau ist Landesangelegenheit!! Das Land NRW übernimmt die Kosten!! Straßen.NRW plant und führt aus!!!

Fahrradzählstellen:
Fahrradzählstellen sind nur förderfähig, wenn sie in zu sanierende Radwege eingebaut werden!!! Wir benötigen in Leverkusen mehr Fahrradzählstellen: Wilhelm-Kaltenbach-Weg, Bensberger Straße, Manforter Straße (Bahnunterführung), Saarstraße, Rad-Pendler-Route am Rudolf-Mann-Platz, Windthorststraße, Hardenbergstraße, Robert-Koch-Straße, Bahnallee, Freiherr-vom-Stein-Straße, Gustav-Heinemann-Straße (zwischen Kalkstraße und Schloss Morsbroich)…….…

Diese Punkte sollten erst einmal reichen, um in den nächsten Monaten (nicht Jahren!!) die Verkehrswende einzuläuten und Verbesserungen für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen umzusetzen.

Liebe Politiker:innen, liebe Verwaltung der Stadt Leverkusen, zeigen Sie Mut und gehen diese gewaltigen Aufgaben beherzt an. Wir, der ADFC Leverkusen, werden Sie gerne bei der sicherlich schwierigen Umsetzung unterstützen.

Kurt Krefft

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