Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Leverkusen e. V.

3. Folge: Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

 

Der Artikel aus dem Rad-Anzeiger 1-2019

Wir brauchen dringend die Verkehrswende

Diese Überschrift und den Text haben Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, in den letzten beiden Ausgaben des Rad-Anzeigers wiederholt gelesen und werden es auch in künftigen Ausgaben des Rad-Anzeigers lesen. Wir, der ADFC Leverkusen, werden nicht müde, um auf das dringlichste Problem in unserer Stadt aufmerksam zu machen: Die Verkehrswende, die wir dringend brauchen.

Dieser Artikel spricht in allererster Linie den Oberbürgermeister und die Verwaltung der Stadt Leverkusen sowie alle Ratspolitikerinnen und Ratspolitiker der Stadt Leverkusen an:

Mit Vollgas in den Verkehrsinfarkt

Haben Sie den Mut und entscheiden für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, unserer Stadt und leiten die Verkehrswende ein. Wir müssen wegkommen von den ewigen Staus, die unsere Straßen verstopfen. Wenn die Politik nichts unternimmt (wie es zurzeit aussieht), fahren wir mit Vollgas in den Verkehrsinfarkt. Geben Sie den AutofahrerInnen die Chance, den Verkehrsträger zu wechseln, zumindest auf den Kurzstrecken. Es ist allen Menschen bekannt, dass 70 Prozent der Wege, die wir täglich mit dem Auto zurücklegen, kürzer als 10 Kilometer sind. Allein 50 Prozent aller Autofahrten werden unter 5 Kilometer zurückgelegt. Deshalb müssen den Menschen Alternativen angeboten werden. Der Radverkehr ist neben dem ÖPNV die einzige Alternative, die nervenden Staus zu umgehen.

Der Radverkehr bietet die Möglichkeit schnell und komfortabel von A nach B zu kommen. Die Investitionen halten sich in Grenzen und werden sogar vom Land NRW und vom Bund gefördert.

Wir brauchen hier in Leverkusen sichere und gute Radwegeverbindungen:

  • Von Opladen nach Wiesdorf (mit Anschluss nach Köln)
  • Von Opladen nach Schlebusch (mit Anschluss nach Köln und nach Bergisch Gladbach)
  • Von Opladen nach Langenfeld/Leichlingen
  • Von Rheindorf nach Opladen
  • Von Rheindorf nach Wiesdorf
  • Von Rheindorf nach Monheim (über Hitdorf)
  • Von Wiesdorf nach Schlebusch (mit Anschluss nach Köln und nach Bergisch Gladbach)
  • Von Wiesdorf nach Köln

Leverkusens erster (kurzer) Radschnellweg

Den Ratsmitgliedern wird wahrscheinlich auffallen, dass die Radwege (teilweise mit Umwegen) schon vorhanden sind. Ja, da sind einige Radwege vorhanden. Aber die sind nicht für den Alltag zu gebrauchen. Diese so genannten Radwege erfüllen nicht die bauliche Norm und weisen nicht die notwendige Radwegbreite vor. Kurz gesagt, die vorhandenen Radwege taugen nicht für den Alltagsverkehr. Halt! Es gibt doch noch ein Radweg, der die Norm erfüllt. Dieser Radweg liegt zwischen der S-Bahnunterführung an der Stelzenautobahn und der Unterführung Europaring. Hier ist der Radweg (mit Gegenverkehr) ca. 3,50 Meter breit und der Fußgängerweg ca. 2,70 Meter breit. Das ist eine richtig tolle Sache und erfüllt die vorgegebene Norm.

Lieber OB, liebe Politik und liebe Verwaltung, nehmen sie dieses kurze Stück Radweg zum Vorbild für die künftig zu bauenden Radverkehrsanlagen, die mit dieser Breite ihren Namen verdient haben. Die Bürgerinnen und Bürger werden es ihnen danken. Investieren sie in die Zukunft Leverkusens. Investieren sie in Radverkehrsanlagen.

Ohne diese Investitionen haben die Bürgerinnen und Bürger keine Alternativen, um auf das Fahrrad umsteigen zu können. Dann bleibt es bei verstopften Straßen und dem tägliche Krampf um einen Parkplatz.

Der Autoverkehr kollabiert und der Mensch mit

Dass der Autoverkehr, trotz der nicht geahndeten Dieselmanipulation der Autoindustrie, weiter zunimmt, sieht man an den Verkaufszahlen der Autohersteller. Nicht nur das, auch die durchschnittliche PS-Stärke der verkauften Neuwagen hat zugenommen. 2018 hatten die Neuwagen durchschnittlich ca. 153,4 PS. Man sieht, es wird, ungeachtet der Klimadiskussionen, auf der Straße aufgerüstet. Immer mehr SUV werden verkauft. Diese Wagen sind nicht nur schwerer, sie sind auch breiter als herkömmliche Pkw-Modelle. Die SUV benötigen breitere Parkplätze, so wie auf dem neuen P & R-Parkplatz auf der östlichen Seite des Bahnhofs Opladen schon zu sehen ist. Dort sind die Parkplätze 2,50 Meter breit. Obwohl die gesetzliche Norm aus dem Jahr 1990, nach der Garagenverordnung (GarVO) vom 02.11.1990, eine Breite von 2,30 Meter vorschreibt. Hier wurde, wohlweislich der Tatsache, dass es immer mehr „überbreite“ SUV geben wird, die Parkplatzbreite schon auf 2,50 Meter erweitert. So eine Vorausschau auf eine künftige verkehrliche Entwicklung, wünschen wir uns von der Stadtverwaltung für den Fahrradverkehr.

Der Weg in die Zukunft führt weder über achtspurige Autobahnen noch über vierspurige Straßen. Was wir brauchen, ist ein System, welches alle Verkehrsarten intelligent verknüpft.

Wir brauchen unter anderem:

  • Überregional vernetzte Radschnellwege (nicht nur kurze Stücke)
  • Radschnellwege mit Radwegbrücken, Zu- und Abfahrten
  • Fahrradparkflächen in den Städten (auf eine Autoparkplatz passen 8 Fahrräder)
  • Radstationen (Bike & Ride) an größeren Bahnhöfen mit Reparaturwerkstätten
  •  Erweiterung der Fahrradmitnahme bei Bahn und ÖPNV (jeder Waggon mit Fahrradabteil)
  • Leihradsysteme in den Städten mit einer einheitlichen Benutzeroberfläche.

Die Kosten dieser Investitionen in die Radweginfrastruktur sind hoch aber bezahlbar. Denn es sind Investitionen in die Zukunft: für ein besseres Leben und für unsere Kinder und Kindeskinder.

Die Städte brauchen schnelle und preiswerte Lösungen

Welches Geld? Geld lässt sich umverteilen. Wir brauchen keinen achtspurigen Ausbau von Autobahnen und keinen vierspurigen Ausbau von Bundes- und Landstraßen. Stecken wir das Geld in die Radinfrastruktur. Die Städte brauchen schnelle und preiswerte Lösungen. Die gibt es. Einrichten von mehr Fahrradstraßen, besonders an Schulen, Kindergärten, Senioren- und Pflegeheimen sowie in reine Wohnsiedlungen. Einrichtung von so genannten Protected Bike Lanes, geschützte Fahrradstreifen, die durch Kunststoffpoller, Blumentröge oder Warnbaken sichtbar vom Autoverkehr getrennt sind. Das sind alles Dinge, die mit kleinem Geld umsetzbar sind. Unabdingbar ist Mut, den die Stadt Leverkusen aufbringen muss. Und der Mut wiegt leider schwerer, als das fehlende Geldsäckel.

Einen Teil der Lösung haben wir in den Ausgaben des Rad-Anzeigers 1-2018 und 2-2018 beschrieben. Sie können diese Ausgaben unter www.adfc-lev.de nachlesen.

Dazu passt auch die Aussage des ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork:

“Deutschland steht verkehrspolitisch gerade am Scheideweg. Entweder geht alles weiter, wie zuvor – dann werden die größeren Städte alle nacheinander unter der Last des Autoverkehrs kollabieren, egal mit welchem Antrieb. Oder wir trauen uns, den Alternativen zum Auto eine echte Chance zu geben. Die intelligenteste Idee für die Entzerrung des Verkehrs ist das Fahrrad, nicht das Flugtaxi, denn das Rad ist das effizienteste Verkehrsmittel von allen. Wenn der Bund will, dass jede dritte Autofahrt vermieden und auf das Rad verlagert wird – und das ist ohne Riesenaufriss möglich -, dann muss Minister Scheuer sich mehr für das Rad ins Zeug legen.“ Diese Aussage gilt für alle Parteien, die in der politischen Verantwortung stehen, auch für die Oppositionen. Sei es auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene. Kein Politiker kann den Anspruch erheben, er hätte von nichts gewusst.

Zentrale Forderung des ADFC ist eine Qualitätsoffensive für den Radwegebau und physisch geschützte Radfahrstreifen bei starkem Kfz-Verkehr

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork skizziert, wie die Mobilitätswende durch mehr Radverkehr gelingen kann. Stork: „Deutschland will mehr Radverkehr – aber was den Radfahrerinnen und Radfahrern hierzulande als Infrastruktur angeboten wird, ist nur etwas für ganz Hartgesottene – alle anderen schreckt es eher vom Radfahren ab. Ältere Radwege sind meist nur handtuchbreit, vom Fußweg nicht sauber getrennt, außer Sichtweite des Autoverkehrs und gefährlich zerschlissen. Als ‚Radwege‘ neueren Datums werden schmale Streifchen oder Piktogramme auf die Fahrbahn gepinselt, auf denen man regelmäßig bedrohlich eng überholt wird und die zu allem Übel noch permanent zugeparkt werden. Farbe ist keine Infrastruktur! Alle Metropolen weltweit, die es ernst meinen mit der Fahrradförderung, haben das verstanden! Wir brauchen eine Qualitätsoffensive, neue Designstandards und mehr Platz für großzügige und sichere Fahrrad-Infrastruktur für alle! Dann klappt’s auch mit der Mobilitätswende!“

Radweginfrastruktur und ÖPNV stärken

Ein Radverkehrsanteil von bis zu 30 Prozent ist in Leverkusen in den nächsten zehn Jahren zu schaffen. Durch eine deutliche Verbesserung des ÖPNV-Anteils werden viele Autofahrer umsteigen wollen. Es gibt heute schon zahlreiche Pendler, die mit ihrem Fahrrad zum Bahnhof kommen, dort in den Zug steigen und vom Zielbahnhof mit dem Rad zur Arbeit fahren. Pedelecs erleichtern den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad und ermöglichen den Nutzer eine größere Entfernung ohne Anstrengung zu überwinden.

Dazu brauchen alle Bahngesellschaften wiederum Mut und Innovation. Das es solche Waggons gibt, beweist die Bahn jeden Tag: Auf der Fahrt von Stralsund nach Binz kommen nur Waggons mit Fahrradabteil zum Einsatz.

Das kurze Fazit: Für eine Verkehrswende (Mobilitätswende) braucht es in erster Linie MUT.

Lieber Oberbürgermeister, liebe Stadtverwaltung und liebe RatspolitikerInnen, wir als ADFC wünschen Ihnen allen jede Menge Mut (Kleingeld ist vorhanden). Der Unterstützung des ADFC können Sie sich sicher sein.

Kurt Krefft

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